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Die Geologie bestimmt das Gesicht des Parc Ela

Landschaft zwischen Orgel-Pass, Ela-Pass und Lai Grond. © Lorenz A. Fischer
Landschaft zwischen Orgel-Pass, Ela-Pass und Lai Grond. © Lorenz A. Fischer
Die Landschaft des Parc Ela wird durch die Geologie entscheidend mitbestimmt.
Die Farben der Felsen, die Formen der Berggipfel und die Lage der Dörfer sind vom Gestein im Untergrund abhängig.

Vom tropischen Meer zum Berggipfel

Vor 250 Millionen Jahren lag im Gebiet des heutigen Parc Ela ein flaches, tropisches Meer. Auf seinem Grund haben sich Sande, Kalke und Muscheln abgelagert. Heute sind diese in höchsten Höhen am Piz Ela zu finden.

Als vor rund 160 Millionen Jahren der Kontinent Pangäa zerbrach, entstand das tiefe Urmeer Tethys. Es trennte die europäische von der afrikanischen Kontinentalplatte. Der Ozeanboden der europäischen Kruste besteht aus grünen Gesteinen wie Gabbro und Basalt – sie bilden das Penninikum. Der afrikanische Kontinent ist aus Granit gebildet. Im flachen Teil der Thetys lagerten sich Kalke und Dolomite ab. Vor rund 100 Millionen Jahren begannen die beiden Kontinente gegeneinander zu driften – das war der Anfang der Alpenbildung. Mit der Zeit schoben sich die ursprünglich nebeneinander gelegenen Gesteinsschichten als Decken übereinander. Genauer: Die ostalpinen Decken vom afrikanischen Kontinent schoben sich über die penninischen Decken auf dem europäischen Kontinent.

Kontinent und Ozean

Die Grenze der Westalpen (Penninikum) und Ostalpen (Ostalpin) lässt sich vom Bodensee über Sargans, Chur, Lenzerheide, Oberhalbstein bis zum Septimerpass verfolgen. Entlang dieser Linie bestehen komplizierte und teilweise instabile Gesteinsschichtungen. Sie führen an manchen Orten zu Rutschungen und Steinschlag (z.B. Crappa Naira und Ilg Rutsch oberhalb Brienz).

Im Gebiet zwischen Piz d’Err, Piz Platta, Septimer-, Lunghin- und Julierpass haben Geologen den Prozess der Alpenbildung eingehend erforscht. Östlich oberhalb von Mulegns kann man gut beobachten, wie die ostalpinen Decken auf den penninischen liegen. Hoch ragen die scharfen, granitischen Gipfelzacken des Err-Massivs (Ostalpin) empor. Darunter liegen die weicheren Formen der penninischen Plattadecke. Sie besteht aus Gesteinen der Tiefsee und untermeerischen Vulkanen: Grünschiefer, dunkle Serpentine, Liasschiefer, rote Radiolariten. Die grünen und roten Gesteine verleihen den Felswänden ein eigenartig geflecktes Aussehen. Und im hintersten Val Natons lässt sich die Grenze vom Kontinent in den Ozean auf der Exploratour erwandern.

Schroffe Schluchten und sanfte Hänge

Der tiefstgelegene Teil des Parc Ela liegt im weichen, bröckeligen Bündnerschiefer (Penninikum). Die Albula hat in diese Schieferschichten die eindrückliche Schinschlucht gegraben. 

Von Tiefencastel bis Mulegns prägt Bündnerschiefer mit Flysch durchsetzt das Surses. Er bildet die sanft geneigten Talhänge, auf denen die Dörfer liegen. Die Hänge sind stark rutschgefährdet, da der weiche Schiefer bei viel Wasser ins Rutschen gerät. Gut zu beobachten ist das im steilen Bachtobel des Adont zwischen Parsonz und Salouf. Auf Flysch finden sich orchideenreiche Flachmoore wie beispielsweise auf der Alp da Stierva.

Im Boden schlummert ein grosser Teil unseres Kulturerbes. Jede Generation hat darin Bruchstücke ihrer Existenz hinterlegt. Darüber entwickelt sich unsere Kulturlandschaft weiter. Dieser Wandel gestattet regelmässig Einblicke in die Vergangenheit. Faszinierendes, Alltägliches, Überraschendes, Ergreifendes, Seltsames und Seltenes wird dabei sichtbar. Ein Fall für die Archäologie, auch im Parc Ela: bronzezeitliche Siedlungen, eisenzeitliche Bergwerke, römische Strassen, mittelalterliche Burgen und frühe Industriegebiete. Die Vielfalt der Entdeckungen ist enorm und faszinierend. Daraus rekonstruieren wir unsere Geschichte. Die wahren Bodenschätze sind also die Erkenntnisse und Einsichten, die uns neugierig machen, die und staunen, rätseln und lernen lassen.

Thomas Reitmaier Leiter Archäologischer Dienst Graubünden

Geologie im Parc Ela erleben

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Felsentor auf der Exploratour © Lorenz A. Fischer
Felsentor auf der Exploratour © Lorenz A. Fischer

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Handsteinschleifen am Felsenfest © Keystone
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Blick auf Piz Lunghin © Lorenz A. Fischer
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